Schrift auf dem Pflaster
Ende Januar 2024 „stolperte“ ich auf dem Weg zur Kölner Zentralbibliothek über eine Reihe Slogans, die auf den Boden gesprüht worden waren. Einer lautete „RAPE IS NOT RESISTANCE“. Der Text bezog sich auf das Massaker der Hamas vom 07. Oktober 2023, bei dem unter anderem Frauen verstümmelt und zu Tode vergewaltigt worden waren. Über die Art und das Ausmaß der sexualisierten Gewalt entwickelten sich in der Presse und anderen Medien Kontroversen. Glaubwürdig erscheint mir eine detaillierte Zusammenfassung durch die Heinrich-Böll-Stiftung, die wiederum die Recherchen der liberalen israelischen Zeitung Haaretz wiedergibt.
Leugnungskampagne
Während die Hamas-Terroristen stolz ihre Gräueltaten im Internet streamten entwickelte sich parallel eine Leugnungskampagne. Ich sehe in einer Fernsehreportage in einem Teehaus der Westbank freundliche ältere Herren, die erklären, das sei alles nicht wahr, da der Islam die Vergewaltigung von Frauen verbiete. In einer Nachrichtensendung des deutschen Fernsehens sehe ich wiederum, wie bei einer „propalästinensischen“ Demo eine westlich gekleidete junge Frau (sinngemäß) ruft: „Wo sind sie denn, eure Vergewaltigungen?“ Am Jahrestag des Pogroms gibt es in vielen deutschen Städten Demonstrationen, die zur Solidarität mit Palästina aufrufen. Die Menschen in Gaza, der Westbank und Libanon brauchen tatsächlich die Unterstützung der Weltgemeinschaft. Es ist aber fehlgeleitet, wenn man an solch einem Gedenktag nicht Mitgefühl mit den Opfern, sondern Solidarität mit den Tätern des Massakers zeigt. Der Sache der Palästinenser ist damit nicht geholfen.
Nochmals: Vergewaltigung ist nicht Widerstand
Ich hätte mich am 07. Oktober gerne in Köln einer Veranstaltung zum Gedenken an die Opfer des Pogroms angeschlossen. Ich fand keinen entsprechenden Programmhinweis oder Aufruf. Im Fernsehen sehe ich, dass sich in Berlin ein kleines Häuflein zusammengefunden hat, einschließlich einiger Spitzenpolitiker. In der Süddeutschen Zeitung finde ich das Foto einer Frau in Berlin, die ein Plakat hochhält mit dem Text: „RAPE IS NOT RESISTANCE“, das ich hier zitiere. Ich hoffe, diese Einsicht verbreitet sich auch bei linken Organisationen und Palästina-Aktivisten sowie allen anderen, die sich in der Welt als Widerstandskämpfer ausgeben.