Mit Rechten reden

Über das Zusammenleben mit Rechten

Ein Freund erzählte mir, er lese gerade ein Buch mit dem  Titel „mit Rechten reden“. Neugierig geworden, besorgte ich mir das Buch, fand es dann aber für meine Zwecke nicht sehr hilfreich; meine Erwartung war, ich würde erfahren, wie die Autoren mit Rechten reden, unmittelbar von Mensch zu Mensch. Stattdessen bezieht sich das Buch im Wesentlichen auf die Auseinandersetzung zwischen „Rechts“ und „Nicht-Rechts“ auf einer publizistischen Ebene. Die Autoren stellen fest: Fast alle „rechten“ Phänomene, mit denen wir es derzeit zu tun haben, lassen sich als Formen der Rede auffassen, genauer gesagt, der reaktiven Rede. Der rechte Diskurs reagiert auf eine demokratische Öffentlichkeit in der Krise. (S.  12). Es geht den Autoren offensichtlich um das Streitgespräch in der Öffentlichkeit: Egal, was Rechte sagen oder schreiben, sie denken ihren Gegner mit. Wenn Rechte reden,  dann haben sie  dabei uns Nicht-Rechte, unsere Reaktionen und Antworten im  Blick. Sie sind geradezu besessen von uns. Sie müssen,  um als Rechte zu existieren, gegen uns reden. (S. 28).

Ein wenig bin ich auf die Autoren des Buches neidisch. Sie kennen das „rechte Sprachspiel“ offensichtlich nur aus dem öffentlichen Diskurs , aus rechten Medien wie der „Jungen Freiheit

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, den Büchern einschlägiger Verlage und aus den öffentlichen Auftritten rechter Funktionäre sowie aus der Berichterstattung in den Leitmedien. Die alltägliche Konfrontation im persönlichen Umfeld scheint ihnen aber erspart geblieben  zu sein: der Umgang mit Verwandten, mit Nachbarn, mit Arbeitskollegen und anderen Sozialkontakten. Die Rechten, denen ich im Alltag begegne, interessieren sich herzlich wenig für den Diskurs der Nicht-Rechten. Der rechte „Otto Normal“, wie ich ihn kenne, ist durchaus zufrieden, im Kreise ähnlich Gesinnter oder passiver Zuhörer ordentlich „aufdrehen“ zu können, ohne dabei die Nicht-Rechten im Blick zu haben zu müssen.

Zu Recht warnen die Autoren des Buches vor Moralisieren und Rechthaberei. Im alltäglichen Umgang erledigt sich diese Warnung aber von selbst: Unter den rechten Zeitgenossen gibt es auch hilfsbereite Nachbarn und solidarische Arbeitskollegen oder Menschen, die hingebungsvoll ihre Angehörigen pflegen. Die bessere politische Einstellung zu haben, liefert keinen Grund für Überheblichkeit. Umgekehrt gibt es aber auch keinen Grund für Relativismus. Rassistische Abwertung von Menschen ist nicht irgendwie okay, nur weil der Nachbar, der sich in dieser Weise äußert, irgendwie nett ist. Natürlich sollen die Kollegen wissen, dass ich mir so etwas verbitte und darin keine berechtigte Meinungsäußerung sehe. Meine Erfahrung ist, dass Leute sich im alltäglichen Umgang mit Hetzreden eher zurückhalten, wenn sie wissen, dass sie damit auf Ablehnung stoßen.

Es ist schwer, durchgängig eine klare Linie zu fahren. In der Regel ist es gut, klar zu stellen, wer ich bin und wo ich stehe. Manchmal aber verzichte ich auch auf Gegenrede. Gegen lautstark geäußerten Chauvinismus kann man ebenso wenig argumentieren wie gegen wahnhafte Verschwörungstheorien. Versuche,  diese zu widerlegen sind  zum  Scheitern verurteilt. Ich erinnere mich auch daran, wie ich beim Geburtstag einer alten Dame, die nicht mehr lange zu leben hatte, die Hetzreden einiger – ebenfalls recht betagter – Gäste über „Neger“,  die in der Stadt herumlungerten und nicht arbeiten wollten, unkommentiert ließ. Ich verkniff mir den Kommentar,  dass besagte Afrikaner (?) möglicherweise händeringend gern eine Arbeitserlaubnis hätten. Es war falsch, hier zu schweigen. Es wäre aber auch falsch gewesen, in dieser Situation einen Streit anzufangen.

Haltung zu zeigen, ist wichtig. Manchmal geht es aber nicht so wie  im Idealfall. Die Autoren von „mit Rechten reden“ hätten für meine Schwierigkeiten sicher ein überlegenes Lächeln und einen süffisanten Kommentar übrig. Von oben herab, vom Balkon  des intellektuellen Elfenbeinturmes, wüssten sie sich über die kleinen Ausweglosigkeiten der Kleinbürger zu erheben, die sich durch das Unterholz des alltäglichen Zusammenlebens kämpfen. Über das mühselige Unterfangen, die Pfade der Rechten zu meiden und über die vielen kleinen Deals, in denen man sich arrangiert oder sogar einander im Alltag zu Hilfe kommt. Ohne Sprachspiel, ohne Diskurs, einfach indem man manchmal Fragen der Weltanschauung pragmatisch hintanstellt. Ohne sich zu einigen, und ohne sich etwas zu schenken.


Quellen:

Per Leo, Maximilian Steinbeis, Daniel-Pascal Zorn: mit Rechten reden. Ein Leitfaden, Stuttgart 2017