Demonstrationsaufruf
Heute, zwei Jahre nach dem Massaker vom 07. Oktober 2023, bei dem Hamas-Kämpfer Kibbuz-Bewohner und Besucher eines Musikfestivals teils bestialisch ermordeten, teils verschleppten, hätte ich es angebracht gefunden, bei einer Gedenkveranstaltung oder einer Demonstration mein Mitgefühl mit den Opfern zu zeigen. Als ich nach Ankündigungen zu Demonstrationen in Köln googele, stoße ich als Erstes auf den Aufruf eines campforpalestine_koeln. Hier geht es nicht um Mitgefühl für die Ermordeten und die Verschleppten, sondern um politische Unterstützung für das Massaker.
Das Massaker wird als Widerstand gepriesen: „Der 7. Oktober 2023 ist keine isolierte Gewalt, sondern Höhepunkt jahrzehntelanger Unterdrückung. … Widerstand ist legitim: auch nach internationalen Recht hat ein besetztes Volk das Recht, sich gegen Kolonialisierung, Apartheid und Unterdrückung zu verteidigen.“ Ich bin entsetzt über dieses Ausmaß an Perversion. Am Abend komme ich zufällig am Veranstaltungsort vorbei. Es ist auf dem Rudolfplatz ein eher kleines Häuflein versammelt, umgeben von einer großen Zahl von Polizei-Mannschaftswagen. Von der Stadtbahn-Haltestelle aus versuche ich einen Moment lang, den Reden zu lauschen. Es sind Phrasen, wie sie auch in den Formulierungen des Aufrufs stehen.
Tatsächlich überlege ich seit Monaten schon, wie ich meiner Empörung über die israelische Kriegsstrategie in Gaza Ausdruck verleihen könnte. Die Blockade der Lieferung lebenswichtiger Güter, Medikamente, Wasser und Elektrizität als kollektive Bestrafung einer Bevölkerung ist verwerflich; die Tötung Zigtausender Zivilisten, darunter vieler Kinder und Teenager, ist nicht durch ein Recht auf Selbstverteidigung zu rechtfertigen. All Eyes on Gaza ist eine Aktion, die ich unterstützen könnte. Mir ist allerdings wichtig, dass eine solche Aktion nicht menschenfeindlichen Extremisten wie den oben zitierten Hamas-Sympathisanten eine Plattform bietet.
Als Datum für propalästinensischen Aktivismus eignet sich der 07. Oktober definitiv nicht.
Der Davidstern
Schwierig gestaltete sich auch die Suche nach einer Kundgebung für die Opfer des Massakers und gegen den Judenhass. Letztes Jahr habe ich an einem Schweigemarsch zum Gedenken an die Novemberpogrome in Deutschland 1938 teilgenommen. Hier war die Vorgabe, dass keine Flaggen mitgeführt werden sollten. So konnte ich auch zwei Bekannte von mir überzeugen, auf die Demonstration mitzukommen. Für das Gedenken an das Hamas-Massaker vom 07. Oktober sehe ich einige Ankündigungen zu kleineren Kundgebungen. Die Aufrufe lassen erwarten, dass hier israelische Flaggen mitgeführt werden.
Das hat durchaus Sinn, da mit dem Massaker ein Angriff auf den Staat Israel bezweckt worden war.
Darüber hinaus ist der Davidstern nicht nur das Symbol des Staates Israel, sondern auch des Judentums. Ich möchte mich aber auf keinen Fall mit der menschenverachtenden Kriegsführung des israelischen Staates und der israelischen Armee IDF gemein machen.
Es ist schwierig: Sich hinter dem Davidstern zu versammeln, kann einerseits bedeuten, dass man sich solidarisiert mit den Menschen bei uns, die wegen ihrer Identität als Juden angefeindet und manchmal auch angegriffen werden. Auch kann es bedeuten, dass man das Existenzrecht Israels bejaht – gerade angesichts der Tatsache, dass viele von Israels Feinden die dort lebenden Juden ins Meer treiben wollen. Und dennoch kann es andererseits auch als politische Unterstützung der israelischen Palästina-Politik interpretiert werden.
Als Außenstehender habe ich nur wenige sinnvolle Möglichkeiten, angesichts der Grausamkeit des Nahostkonflikts aktiv zu werden. Allzu leicht kommt man in einen Kontext, der nicht gut ist. Zur Zeit beschränke ich mich darauf, Kultur- und Informationsveranstaltungen zu jüdischen und nahöstlichen Themen zu besuchen.
Terrorangriff der Hamas auf Israel 2023 – Wikipedia
https://de.wikipedia.org/wiki/Krieg_in_Israel_und_Gaza_seit_2023
https://de.wikipedia.org/wiki/No_Other_Land

Objekte gezeigt werden, die früher oder später an afrikanische Staaten zurückgegeben werden müssen (
Wenn es um die Ausweisung afrikanisch-stämmiger Menschen geht, scheint die Motivation der deutschen Politiker deutlich lebhafter zu sein. Von der Rückgabe geraubter Kunstwerke scheinen sich die Verantwortlichen nicht viel politischen Gewinn zu versprechen. Statt dessen hecheln sie der AfD im Wettkampf um populistische Positionen hinterher.
Ende Januar 2024 „stolperte“ ich auf dem Weg zur Kölner Zentralbibliothek über eine Reihe Slogans, die auf den Boden gesprüht worden waren. Einer lautete „RAPE IS NOT RESISTANCE“. Der Text bezog sich auf das Massaker der Hamas vom 07. Oktober 2023, bei dem unter anderem Frauen verstümmelt und zu Tode vergewaltigt worden waren. Über die Art und das Ausmaß der sexualisierten Gewalt entwickelten sich in der Presse und anderen Medien Kontroversen. Glaubwürdig erscheint mir eine detaillierte Zusammenfassung durch die
Programmhinweis oder Aufruf. Im Fernsehen sehe ich, dass sich in Berlin ein kleines Häuflein zusammengefunden hat, einschließlich einiger Spitzenpolitiker. In der 
vielen Einzelthemen habe ich eine dezidierte Meinung, die ich auch äußere. In der aktuellen Situation aber erschüttert mich am meisten, dass nicht nur den kämpfenden Parteien, sondern auch der Öffentlichkeit die Fähigkeit zum Mitgefühl abhanden kommt. „Wir dürfen und müssen Acht geben, wir müssen menschlich sein,“ hat Margot Friedländer bei vielen Anlässen wiederholt.
Während Schröder und viele andere deutsche und österreichische (Ex-)Politiker sowie Teile der Partei Die Linke und der AfD weiter das Lob Putins sangen, mehrten sich in der Öffentlichkeit – vor allem seit Kriegsbeginn – Darstellungen, die Putin in die Nähe von Hitler rückten. Der ukrainische Präsident Selenskyj ging in einer
Bei allem Abscheu vor der Despotie Putins in Russland und seinem Zerstörungsfeldzug gegen die Ukraine, sollte man sich dennoch vor einer Gleichsetzung von Putin mit Hitler hüten. Putin führt einen rücksichtslosen, grausamen Krieg gegen ein unbeugsames Volk. Eine zielgerichtete Vernichtung ganzer Bevölkerungsgruppen, vergleichbar dem Holocaust, findet aber nicht statt.
Doch geht es bei einem Großen Diktator auch nicht ohne Ideologie. Anfang 2014 verpflichtete er hohe Funktionäre, Werke von Philosophen wie Iwan Alexandrowitsch Iljin, Nikolai Alexandrowitsch Berdjajew und Wladimir Sergejewitsch Solowjow zu lesen. Darüber hinaus ist Putin von dem rechtsextremen Theoretiker Alexander Geljewitsch
Die Aussichten, mit einem faschistischen Herrscher, der auf dem Kriegspfad ist, in Zukunft dauerhaft friedlich koexistieren zu können, stehen nicht gut. Wenn er gewinnt, wird ihn das zu weiteren Übergriffen auf Nachbarstaaten ermutigen. Wenn er verliert, wird er möglicherweise, in die Ecke getrieben, zu noch extremeren Mitteln greifen. Bleibt zu hoffen, dass das ukrainische Abenteuer in der russischen Gesellschaft oder in den Reihen der Machteliten und des Militärs eine Entwicklung einsetzen lässt, die Putins Herrschaft wie einen zu stark aufgeblasenen Ballon verpuffen lässt.
